Die Ausgrabungen bei Grundfeld

Frühe Urnenfelderzeit: 1 200 bis 1 000 v. Chr.     

=> Weitere Funde und Befunde    => Neuere Zusammenfassung  [2003]

        [zurück zur Urnenfelderzeit]

        [zurück zur Ausgrabungsübersicht]

=>
  Neueste Zusammenfassung
  [2003]
         [Das archäologische Jahr in Bayern 2003]
 


Entdeckung und frühe Notbergungen
Bereits in den Jahren 1870 und 1894 wurden bei Grundfeld/Reundorf Grabfunde beobachtet, geborgen und in das Mainfränkische Museum Würzburg verbracht. Im Jahr 1911 führte G. Roßbach die ersten gut dokumentierten Ausgrabungen durch. In einer Skizze sind zehn Gräber zu erkennen, darunter fünf Körpergräber. 1938 meldet Roßbach eine reicher ausgestattete Skelettbestattung. Weitere Funde gelangten in den 1930er Jahren in die Sammlung von Paulsen. Bedingt durch verstärkten Kiesabbau entdeckte man seit 1960 erneut urnenfelderzeitliche Grabfunde. Ehe K. Radunz seit 1963 den weiteren Kiesabbau überwachte, wurde der gesamte nordwestliche Teil des Gräberfeldes unbeobachtet zerstört. Bis 1966 konnte Radunz 23 Gräber untersuchen, deren Funde 1968 in die Archäologische Staatssammlung München übergeben wurden. [Mehr dazu in (6), S. 22 bis 31]

Anlass und Ablauf der Ausgrabungen 1983 bis 2003 
Durch den Ausbau der B 173 bzw. den Vorarbeiten für die A 73 wurde ein Teil der seit dem vorletzten Jahrhundert bekannten urnenfelderzeitlichen Nekropole angeschnitten und in mehreren Abschnitten (1983, 1984 sowie von 2001 bis 2003) im Auftrag des LfD untersucht. Während auf der südlichen Seite der Schnellstraße etwa 80 Gräber angetroffen wurden, entdeckte man bei den acht Monate dauernden Ausgrabungen nördlich der Schnellstraße in den Jahren 2001 bis 2003 unter der Leitung von Markus Ullrich einen weiteren Friedhof der Urnenfelderzeit mit rund 70 Bestattungen. 

Dabei hielten sich Brand- und Körperbestattungen in etwa die Waage. Die frühurnenfelderzeitlichen Gräber waren in den Kies eingetieft und in der Regel aus ortsfremdem Kalkstein errichtet worden. Zwei Gräber ragten bei den Kampagnen von 1983 und 1984 durch ihre besonders reichen Beigaben heraus.

Eine reich ausgestattete Frau 
Auf einem sorgfältig gefügten Boden aus Kalksteinplatten lagen in Grab 2 die Reste eines fast völlig vergangenen Skelettes. Die Bestattung war besonders reich ausgestattet. Neben einem tropfenförmig gebogenen Ohrring aus tordiertem (gedrehten) Golddraht, einem Fingerring aus dünnem Golddraht und einer über der Brust liegenden Bronzenadel fanden sich teilweise noch am Schädel anhaftend zahlreiche Bronzespiralröllchen von etwa 5 cm Länge. Da die Röllchen teilweise noch am Schädelknochen anlagen, konnte der Restaurator E. Voss hieraus ein stirnbandartiges Diadem rekonstruieren, welches aus elf Feldern von jeweils dreizehn übereinander liegenden Spiralröllchen bestand, die offensichtlich auf ein Band aus einem organischen Material aufgenäht waren. Sieben Bronzeringchen hingen von der untersten Reihe auf die Stirn herab.

Ein modischer Kopfschmuck ('Flotte Welle')
Auch die Bestattung 23 lag auf einem Kalksteinplattenboden mit einer Überdeckung aus verrundeten Kalksteinblöcken. In der Nähe größerer Kalksteinplatten hatten sich Skelettteile verhältnismäßig gut erhalten, so auch der Schädel. Dieser lag nach rechts gewendet etwas erhöht auf einer Unterlage aus einer Kalksteinplatte und einer darauf liegenden, mehrere Zentimeter starken Holzkohleschicht, die nach allen Seiten scharf abgegrenzt war und offensichtlich von einem mit Reisig o. ä. gefüllten Kissen stammte. 

Das wellenförmig gebogene Bronzeblechband lag unmittelbar am Schädel an. In die vorderste Wölbung waren Bronzespiralröllchen und Bernsteinperlen hineingerutscht. Sieben bronzene Spiralröllchen von etwa 2 cm Durchmesser hafteten teilweise noch an den Schädelknochen. Am Hinterkopf befanden sich am unteren Ende des Bleches fünf Bernsteinperlen. Um die noch erhaltenen Halswirbel herum lag ein Halsring. Innerhalb dieses Ringes fanden sich zum Teil noch in ihrer ursprünglichen Reihung blaue Glasperlen, Bronzespiralröllchen und Hohlbuckelknöpfe. 


Schräg auf der rechten Brust lag eine Bronzenadel ohne Kopf. Möglicherweise diente hierzu die im Halsbereich gefundene große scheibenförmige  Bernsteinperle mit viereckiger Durchlochung. An den Händen trug die Bestattete je einen bronzenen Spiralfingerring.

 

 

                   Abb. 6

Frauengrab 23: Lage der Funde beim Schädel, rechts ein zerdrücktes Gefäß.
Bei der dunklen Substanz beim Halsring dürfte es sich um die Reste von Lederstreifen handeln, auf welcher kleine Bronzeringe und Bernsteinperlen montiert waren.

 

Weitere wichtige Befunde und Funde
Bei den Grabungen von 2001 bis 2003 wurden weitere herausragende Funde geborgen, so eine Männerbestattung mit der Beigabe von Keilerwaffen (Eckzähne eines Ebers) und ein weiteres wellenförmig gebogenes Bronzeblech, welches Bestandteil einer speziellen Frauentracht war. Somit stammen alle drei dieser Bronzebleche aus den Friedhöfen von Grundfeld, zwei weitere ähnliche Funde von Schönbrunn, Lkr. Lichtenfels und Memmelsdorf, Lkr. Bamberg. 

Quellen
(1) Ausgrabungen und Funde in Oberfranken (AuF) 4, 1983-1984, S. 17f und Abb. 21 ff, auf S. 51 ff (Lit. 3)
(2) Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher Zeit  (Lit. 1)
(3) Das Archäologische Jahr in Bayern 2001, S. 55 ff.
(4) Zeitungsberichte (u. a. Fränkischer Tag)
(5) Hennig, Hilke, Die Grab- und Hortfunde der Urnenfelderkultur aus Ober- und Mittelfranken (= Lit. 40), Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Heft 23, Kallmünz 1970.
(6) Ulrich, Markus, Das urnenfelderzeitliche Gräberfeld von Grundfeld/Reundorf, Lkr. Lichtenfels, Oberfranken. Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte Reihe A Band 86, Kallmünz/Oberpfalz 2004


   Abb.1

Lage der von K. Radunz bis 1966 ausgegrabenen Grabanlagen.
Typ 1: Rechteckige Gräber mit Plattenlager und Steinbedeckung
Typ 2: Rechteckige Gräber mit äußerer Steinsetzung;
Typ 3: Kleine quadratische Steinsetzungen;
Typ 4: Quadratische Urnengräber; Typ 5: "Gefäßsetzungen"
[Plan von K. Radunz aus (6), S. 30, Abb. 11]


   Abb. 2

Ausschnitt aus der Grabungsfläche 1984
Martin Nadler, Eberhard Voss (beide BLfD), Rosemarie Feger

   

        Abb. 3
Goldener Fingerring und Ohrring
aus dem Frauengrab 2
Höhe des Ohrringes rechts: 2 cm 
[Lit. 3: AuF 24, 2003/2004, S. 13 Tafel 1]

   

    Abb. 4

Gundfeld 1984: Freilegung von Grab 23
Rosemarie Feger, Martin Nadler, Eberhard Voss (BLfD)

 

   Abb. 5

Rosemarie Feger beim Freilegen des Bronzebleches

 

             Abb. 7

       Rekonstruktion der Schmuckausstattung
       mit Kopf- und Halsschmuck
       [Zeichnung: Eberhard Voss, BLfD]



  8

Bronzenes punzverziertes 'Gürtelblech' aus Grab 13,
gleichfalls Teil eines Kopfschmucks, mit alten Reparaturstellen,
[aus
Lit. 40, Tafel 22, Abb. 7]

 

=>    Neuere Zusammenfassung   
         [Archäologie in Deutschland 2003]

=>    Neueste Zusammenfassung  [2003]
         [Das archäologische Jahr in Bayern 2003]
 

=>    Weitere Funde und Befunde

         [zurück zur Urnenfelderzeit]

         [zurück zur Ausgrabungsübersicht]


     nach oben              [home]                                              Fotos 2, 4 - 6: D. Sch.                     Dieter Schmudlach (D. Sch.) - 4.07.2003/9.06.2011   .