Archäologisches Lexikon

Jagd mit Pfeil und Bogen     =>  Ötzis Jagdausrüstung


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Pfeile aus der Mittleren Steinzeit  (Abb. 5 - Mitte rechts)

"Im Mesolithikum (ca. 8.000-5.000 v.Chr.) wurden als Pfeilschaftmaterialien hauptsächlich Spalthölzer der Kiefer und Birke sowie Schösslinge des Hasel-, Schneeball- und Hartriegelstrauches verwendet. Die wenigen vollständigen Pfeile weisen nahezu ausnahmslos eine bemerkenswert grosse Länge auf. Der Kiefernholzpfeil von Sillerup bei Flensburg misst 119 cm und dürfte damit das längste vorgeschichtliche Exemplar Europas sein. Mit seinen 102 cm ist der Pfeil von Vinkelmose, Dänemark, ebenfalls ungewöhnlich lang. Bei beiden Pfeilen zeigten sich am hinteren Ende Bewicklungsspuren, die auf eine ehemals aufgebundene Befiederung hindeuten.

Im Gegensatz zu den Exemplaren aus Sillerup und Vinkelmose, die in ihren Schäftungsrillen am Vorderende keinerlei steinerne Bewehrungen mehr haften, war ein 88 cm langer Pfeil aus Lilla-Loshult (Südschweden) auch in dieser Hinsicht komplett. Ein dreieckiger Mikrolith war an der Spitze, ein weiterer als Seitenschneide mittels Birkenteer aufgeklebt (1). Von dem dänischen Fundplatz Holmegaard IV stammen zwei Pfeilfragmente, die eine äusserst einfache Form der Spitzengestaltung dokumentieren. In beiden Fällen ist das vordere Pfeilende konisch-spitz zugearbeitet, eine Spitzenbewehrung in Form eines steinernen Projektils kann hier definitiv ausgeschlossen werden. Das Vorhandensein von jeweils einer seitlichen Nut deutet aber auf ehemalige steinerne Seitenschneiden hin, bei denen es sich vermutlich um einen oder mehrere Dreiecksmikrolithen gehandelt hat (2-3). Daneben benutzten die mesolithischen Jäger auch so genannte Keulenpfeile, die - wie Beispiele aus der Völkerkunde zeigen - wahrscheinlich bei der Jagd auf Vögel und kleinere Pelztiere eingesetzt worden sind (4). Pfeile dieses Typs durchdringen die Beute nicht, die Tiere werden allein durch die Schockwirkung des Aufpralls getötet." 
[Lit.: => 22 (1) - aus: Pfeil und Bogen im Laufe der Zeit]

 

        Gefunden 1964 am Ortsrand von Alladorf, Länge: 5,7 cm; Zeichnung in  AGO, 46. Band, Bayreuth 1966    Abb. 4               => Zeichnung

Endneolithische Armschutzplatte von Alladorf, Länge: 5,7 cm.
Diese sollte wie ihre älteren Vorgänger mit vier Durchbohrungen 
das Handgelenk vor der zurückschnellenden Bogensehne schützen 
[=> Vitrine 4 des Landschaftsmuseums Kulmbach): um 2.500 v. Chr.]

 

Die Glockenbecherkultur in Oberfranken

Für die sich von Westen her sich ausbreitende Jägerkultur sind andere Beigaben kennzeichnend: glockenbecherförmige Gefäße, Kupferdolche und Armschutzplatten mit Pfeilspitzen für die Ausrüstung mit Pfeil und Bogen. Funde aus Flachgräbern wurden in Oberfranken u. a. bei Kersbach, Lkr. Forchheim gesichert.

 

Geflügelte Pfeilspitze aus Plattensilex, dessen rohe Oberfläche noch auf Unter- und Oberseite zu erkennen sind. Die Kanten der triangulären Spitze sind gleichmäßig gemuschelt. An der Basis befindet sich ein etwa 13 mmm langer Dorn. Länge 4,7 cm.    Abb. 6  [Vitrine 3]

Pfeilspitzen von Azendorf (Kieselschiefer), 
Kasendorf-Flur (Plattensilex) und vom Görauer Anger:
spätneolithisch bis frühbronzezeitlich.
 

 


   Abb. 8
Jagd mit Pfeil und Bogen auf Wasservögel

['Mit dem Pfeil ...'  (1) S. 47, Abb. 51]

Quellen 
(1) 'Mit dem Pfeil, dem Bogen ...' - Technik der steinzeitlichen Jagd, Archäologische Mitteilungen aus Norddeutschland,
Beiheft 16, Begleitschrift zur Sonderausstellung  des Staatlichen Museums für Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg 1996.
(2) Steinzeit selbst erleben (Lit. m)
     Verlag
 

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=>  Neue Funde vom Schnidejoch (CH)

=>  Pfeil und Bogen im frühen Mittelalter
 

      Felsbild aus der Höhle von Tormón, Spanien: Jagd mit Pfeil und Bogen auf Hirsche    1

Jagd mit Pfeil und Bogen: 10.000 bis 2.000 v. Chr.
Darstellung in der Höhle von Tormón (Spanien)
[H. Döbler, Kultur- und Sittengeschichte der Welt,
Jäger - Hirten - Bauern, S. 71] 
 

         2

Rekonstruktion eines Pfeiles
nach Funden aus der Themse
aus: Pfeil und Bogen im Laufe der Zeit 
      [Sportschützenclub Spreitenbach]
 

         Aus: Kanalarchäologie S. 25, Abb. 8     Abb. 3

Zeichnerische Rekonstruktionen von Pfeilen 
und einer Harpune mit eingesetzten 'Mikrolithen'
[Aus M. M. Rind, Kanalarchäologie S. 25, Abb. 8]

 

     Abb. 5

Mesolithische Pfeile, u. a. aus aus Südschweden und Dänemark [entnommen aus: Pfeil und Bogen im Laufe der Zeit]

 

 

     Abb. 7

Funde aus einem Grab der Glockenbecherkultur 
[Universität Leipzig]

 

     In der Grafschaft Wiltshire nur 5 km von Stonehenge entfernt wurde 2002 das bisher reichste Grab der Glockenbecherkultur entdeckt (Archäologie in Deutschland, 4/2003 S. 58 ff).    Abb. 9

Zeichnerische Rekonstruktion des im Jahre 2002 
entdeckten Bogenschützen, des "Amesbury Archer"s 
unweit von Stonehenge. => Der geheimnisvolle Bogenschütze
[Aus: Archäologie in Deutschland, 4/2003
    Verlag GmbH]
 

=>  Funde des Amesbury Archers [hochauflösend]

=>  Ötzis Jagdausrüstung

=>  Neue Funde vom Schnidejoch (CH): Pfeil und Bogen

=>  Geschichte von Pfeil und Bogen [bogenjaeger.de]

=>  Steinzeitliche Jagd   [BLUMAMMU]

=>  Bogenschiessen        [BLUMAMMU]

=>  Pfeil und Bogen im frühen Mittelalter


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