Archäologiepreis 2006
der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V.
überreicht bei einem Festakt auf der Plassenburg am 30. Juli 2007


"Sehr geehrter Herr Schmudlach,
die Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. in Freising am 10. November 2006 hat Ihnen den Archäologiepreis 2006 in Würdigung Ihrer Verdienste in der Bayerischen Landesarchäologie zuerkannt.
Ich gratuliere Ihnen hierzu sehr herzlich und freue mich, dass Ihre langjährige Mitarbeit bei der archäologischen Denkmalpflege in Oberfranken und Ihre Tätigkeit als Kreisheimatpfleger des Landkreises Kulmbach und als ehrenamtlicher Leiter des Landschaftsmuseums Obermain in Kulmbach die gebührende Anerkennung gefunden haben.
Die Verleihung der Urkunde und des Preises möchten wir im kommenden Frühjahr vornehmen, nach Möglichkeit in Ihrem Wirkungskreis (in Kulmbach).
Mit freundlichen Grüßen"

(gezeichnet)
Prof. Dr. Helmut Bender            [Schreiben vom 15.11.2006]

Kontakt: Universität Passau 94030 Passau Tel. 0851-5092831, Fax 0851-509 2203;
email: helmut.bender@uni-passau.de
Geschäftsstelle: Hofgraben 4 • 80539 München • Bankverb.: HypoVereinsbank Landshut
Kto. 1 007 530 (BLZ 743 200 73)


Werdegang und archäologische Tätigkeiten

1936 in Schneidemühl (Grenzmark/Posen-Westpreußen) geboren

Im Gefolge der Kriegswirren (über verschiedene Stationen) nach Oberfranken verschlagen. Schulbesuch in Württemberg, zuletzt in Künzelsau (am Kocher); dort mit der Geologie des Muschelkalks beschäftigt.

1950 in Kasendorf konfirmiert (zusammen mit späterer Frau)

Fossilien des Jura gesammelt, Freundschaft mit dem Kunstmaler und Paläontologen
(sowie vorzüglichen Präparator) Max Wild+: ‚Jagd’ auf Saurierknochen: u.a. in Steinbrüchen
bei Bindlach, Hegnabrunn und Kronach.

In Kasendorf zu Füßen des Turmberges zwangsläufige Begegnung mit der Vorgeschichte

1960 Eintritt in den Schuldienst als Volksschullehrer

1962 erste Fundmeldung: Neol. Pfeilspitze im Flur bei Kasendorf
‚Wal’ in Lochau eingemessen, Keramik aus einem Entwässerungsgraben zusammen
mit Schulkindern geborgen und zusammengesetzt (‚Museum auf der Fensterbank’)
1964
als Lehrer in Alladorf: spätneol. Daumenschutzplatte, altsteinzeitliche Spitze, urnenfelderzeitliche Keramik geborgen – erste kleine Publikation.

1965 Notgrabung im frühmittelalterlichen Friedhof von Alladorf, durch Baumaßnahmen ausgelöst (bereits 1955/56) entdeckt: 14 Bestattungen untersucht.

1966 Entdeckung, Vermessung, Notgrabung und Nachuntersuchung im bronzezeitlichen Hügelgräberfeld auf dem Prelitz bei Kasendorf.
Ausgedehnte Sammeltätigkeit: Feldbegehungen auf Terrassen des Mains, u.a. bei Untersteinach, Stadtsteinach, Kronach (Unterrodach!) und auf der Jurahochfläche.

1967 Notgrabung im Reihengräberfeld von Zultenberg (bereits 1965 bei Wasserleitungsbau angeschnitten).

1966/67
Entdeckung und Notgrabung im Reihengräberfeld von Schirradorf:
10 Bestattungen durch Kanalgraben angeschnitten, 2 Skelette freigelegt

1970 bei Kanalisationsarbeiten unter der Straße 6 Skelette angeschnitten/freigelegt/ dokumentiert und typische Funde geborgen (siehe 1967). 
- Siedlungskeramik der UK und Ha-Zeit im Bereich des Industriegebiets von Kasendorf (Hocka) beobachtet/dokumentiert

1971 Steinzeitliche Lesefunde bei Burghaig, Heubsch (Mühlleite) gemeldet- Mai/Juli: Notgrabung von/mit G. Hain, E. Kimpel+, R. Lenker+, P. Ziegler (und D. Sch.)
bei Kümmersreuth, Lkr. LIF: 2. schnurkeramische Bestattung Oberfrankens!

1971/72 Fts. der Notgrabungen im frühma. Friedhof von Alladorf: insgesamt ca. 70 Gräber freigelegt/dokumentiert.

1972 in Weismain frühma. Reihengräberfeld entdeckt - Notgrabung mit G. Hain, E. Kimpel+,
NN. Klöckner, R. Lenker+, P. Ziegler, M. Wild+: In Baugrube für ein Wohnhaus Grab 3
(mit Spatha) - 6, 20 (mit Spatha) - 22 freigelegt  (teilweise mit Hilfe eines Baggers (Zeitdruck!) - aufgrund der bedeutenden Funde Fts. durch BLfD.

- Bei Berndorf: überpflügtes hallstattzeitliches Grabhügelfeld entdeckt, Notgrabungen: Grab 1 und 2 -  Grab 4, Landkreis hatte inzwischen das Feld gepachtet (Landrat Kurt Held)

1973 und 1974: Fortsetzung der Ausgrabungen in Berndorf: Grab 5, 6, 8, 9-11 und 14 (mit Unterstützung durch das BLfD (Würzburg): Karl Schneider

1974 in der Kirche von Schwarzach mit Unterstützung durch Karl Schneider (1 Woche lang- BLfD Würzburg): 257 Münzen (ab 14. Jhdt.) und 99 Reichsmünzen geborgen und  Beobachtungen zur Baugeschichte

1975 in Kulmbach beim Stallbau in Kulmbach-Grafendobrach Skelette beobachtet, 3 Gräber  freigelegt/untersucht – Fts. durch BLfD 1976/77: insgesamt 84 Gräber

1975 Grab 16, 17, 18 und zahlreiche Urnengräber (Berndorf)
- in Harsdorf bei Kanalisationsarbeiten frühma. Reihengräber angeschnitten, Funde geborgen,   1 Skelett freigelegt/dokumentiert
- Nachuntersuchung in einem spätbronzezeitlichen Hügelgrab auf dem Prelitz bei Kasendorf: Reste von 2 weiteren Bestattungen (siehe 1966).

1977 Mittelpaläolithische Funde bei Unterrodach und Kronach (Wachtersmühle)
- Tannfeld (‚Atschenrain’) durch den Fund eines herausgepflügten hallstattzeitlichen Halsringes Reste eines hallstattzeitlichen Brandgrabes mit 2 latènezeitlichen Nachbestattungen entdeckt und freigelegt - anschließend Grabungen des BLfD Okt/Nov. 77.

1982 im Industriegebiet von Kasendorf (‚Flur’) zweiter Friedhof unweit des Pfarrwaldes entdeckt, Notuntersuchung durch eine Studentengruppe (Ltg. R. Feger) ergab 10 Bestattungen   der Urnenfelderzeit, davon 9 Brandgräber.

1984
Abschluß der Untersuchungen im karoling./otton. Ortsfriedhof von Alladorf durch das BLfD: mit insgesamt 244 Bestattungen größtes Reihengräberfeld in Oberfranken

1985 wurden beim Wegeausbau am Turmberg bei Kasendorf Siedlungsgruben angeschnitten und untersucht: Mahlsteine, Webgewichte, Latènezeitliche Keramik.

1987 weitere Brandgräber (Nr. 24 und 25) bei Tannfeld entdeckt (Wegebau)

1989 Beim Bau eines Silos in Lochau, Markt Thurnau, frühma. Keramik beobachtet
und geborgen

1997 Bei Kanalisationsarbeiten in Zultenberg frühma. Keramik geborgen

[BLfD = Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege]


Weitere Tätigkeiten im Bereich der Archäologie

     AB-Maßnahmen angestoßen und begleitet: Restaurierung und Magazinierung des zahlreich geborgenen Fundgutes, vor allem von Keramik – Unterstützung durch den Landkreis:
Ein besonderer Dank an die Herren Landräte Herbert Hofmann und Klaus-Peter Söllner!

   Vorbereitung der Neuaufstellung der vor- und frühgeschichtlichen Abteilung
auf der Plassenburg (Barbara Weiser), März 1997 fertiggestellt (ohne B. Weiser)
 

Zur Entwicklung des Museums - ein kurzer Rückblick auf eine ‘unendliche Geschichte’

 

Wer von Ihnen erinnert sich vielleicht noch an seine Schulzeit, als er im alten Luitpoldmuseum die zahlreiche Räume durchschritt und erkundete mit seiner Fülle von Exponaten, welche die Stadtgeschichte, mittelalterliches Handwerk, biedermeierliche Beschaulichkeit, aber auch die stürmische industrielle Entwicklung widerspiegelten? - liebenswerte Vielfalt (Puppenstuben, Thurnauer Keramik, historische Dachziegel, - Ecken und Winkel, in die man nicht immer so genau hinschauen sollte => Negativbeispiel: Fernsehreportage aus dem Museum Staffelstein)

 

1967 wurde von mir die vor- und frühgeschichtliche Abteilung m alten Luitpoldmuseum von Hundt’schem Sackleinen befreit und versucht, durch Auflegen der Funde auf farbigen Filz dem Besucher eine leichtere zeitliche Orientierung zu ermöglichen.
Aufgerechnete Kosten: 31,10 DM (1.02.68). Das war übrigens vor genau 20 Jahren!
 

  um 1970 erfolgte die Sperrung des Luitpoldmuseums aus statischen, aber wohl mehr aus taktischen Gründen (Treppe). Hans Stößlein wollte dadurch die Verlagerung des Luitpoldmuseums auf die Plassenburg vorantreiben.

 

  Es entstanden von H. Stösslein erste Vorentwürfe (1969 / 1972 und 1976)

 -   Im März 1984 Ortsbesichtigung mit Herrn Dr. Abels: Erstellung von Grobentwürfen:
Vorgeschichte im 1. OG - heute Pörbitscher Schatz

 -  Aus dem Jahre 1984 gibt es einen Vorentwurf mit Werkstatt und Depot -
Es ist ein Wunschtraum geblieben!

 

  1.12.91 - 30.11.92 erste ABM von Frau Weiser: Fortführung der edv-mäßigen
 Inventarisation, Magazinierung der Funde - Vorbereitung der Überführung der Bestände auf die Plassenburg (Zwischendepot im ehemaligen Krankenhaus)
 

  ab Nov. 1993 ein weiteres Jahr (=> 1994)

 

  mehrfache Umplanungen: Das von Herrn Dr. Mössner erarbeitete Belegungskonzept wurde schließlich dahingend geändert, dass die Vor- und Frühgeschichte in das 2. OG verlegt wurde, wobei als einigendes geistiges Band das Motto „Von Forschern, Sammlern und Entdeckern“ gewählt wurde, hier auf die verdienstvolle Persönlichkeit von Max Hundt Hundt bezogen. 

 

  (=> 1995) bis August 1996 wurde Frau Weiser (in Teilzeit) ein halbes Jahr beschäftigt für die Erarbeitung eines Feinkonzeptes (Ein Angebot des Landkreises, diese Maßnahme auf ein ganzes Jahr zu verlängern, wurde leider nicht angenommen.

 -  Im Januar 1997 wurde uns mitgeteilt, dass das 2. OG Ende März eröffnet werden sollte.
Frau Weiser teilte uns mit, dass Sie unentgeltlich nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Verständlich! So mussten wir aus der Not eine Tugend machen.

 -  Voller Einsatz des Bauhofes und Helfer der Stadt KU (EDV-Abteilung u.a.)
Dank auch den Herren Dr. Konrad und W. Mössner, welche, ohne lange zu fragen, Teilbereiche übernahmen

 -  Das Ergebnis hat verständlicherweise unter dem Zeitdruck etwas gelitten.
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 Überarbeitung und weitere Pflege durch D. Schmudlach.: ab 1997
     etwa 1/3 aller Texte überarbeitet / erneuert, ebenso viele Abbildungen,
     Das Frühe Mittelalter wurde völlig neu konzipiert.

 Erstellung und Pflege eines Internetauftritts für das LMO (ab  Dez. 2002)
   
über 450 Seiten –  20.00 bis 30.000 Besucher monatlich

 Vorträge und Exkursionen im Rahmen der Lehrerfortbildung, aber auch bei
    Geschichts- u.a. Vereinen - Museumspädagogik: Führungen in der vorgesch. Abteilung,
    Arbeiten mit Kindern: 'Feuer machen wie Ötzi' u. ä.


Dieter Schmudlach   * 22.06.1936 in Schneidemühl (Grenzmark/Posen/Westpreußen)

3 Kinder, 8 Enkelkinder

Volksschullehrer und Konrektor 
an der Volksschule Kasendorf;
seit 1999 im Ruhestand 

seit 1960 ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesamtes
für Denkmalpflege in der Bodendenkmalpflege, also fast 50 Jahre lang!

seit 1970 Kreisheimatpfleger im Lkr. Kulmbach

1982 Verdienstmedaille des Bayerischen Staatsministeriums
         für Unterricht und Kultus für Verdienste um Denkmalschutz

1990 Verdienstmedaille in Bronze des Vereins Freunde der
         Plassenburg für Verdienste um die Plassenburg

1997 Verdienstmedaille in Silber des Vereins Freunde der
         Plassenburg für Verdienste um die Plassenburg

2006 Archäologiepreis der Gesellschaft für Archäologie in Bayern
         für Verdienste in der bayerischen Landesarchäologie

2009 Verleihung des Verdienstordens am Bande der Bundesrepublik Deutschland
         mit Schreiben des Bayerischen Staatministeriums für Wissenschaft, Forschung
         und Kunst vom 9.04.2009. Der Orden wird demnächst durch Frau Staatssekretärin
         Melanie Huml übergeben werden.


 

=>  Bericht in der Zeitschrift Bayerische Archäologie
       Heft 3 2007, S. 5 als Grafikdatei [602 KB]
      "Entdecker und Denkmalpfleger"

 

Überreichung des Archäologiepreises 2006
bei einem Festakt auf der Plassenburg am 30. Juli 2007:

Klaus Söllner, Landrat des Landkreises Kulmbach - Bernd Steinhäuser, Erster Bürgermeister des Marktes Kasendorf - Henry Schramm, Oberbürgermeister der Stadt Kulmbach - Friedlinde Schmudlach - Prof. Dr. Helmut Bender, Vorsitzender der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. - Dieter Schmudlach - Dr. C. Sebastian Sommer, Landeskonservator, Schriftführer der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. - Werner Hübner,  Schatzmeister der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V - Dr. Dipl-.Ing. Gerhard Weber, Stellvertretender  Vorsitzender der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. (von links nach rechts)
 

=>  Wochenendausgabe der Bayerischen Rundschau
       vom 28./29. Juli 2007 [pdf-Datei: 736 KB]
       "Mit der Spürnase und Kommissar Zufall"

=>  Bericht der Bayerischen Rundschau
       von der Preisverleihung am 31. Juli 2007
       "Glücksfall für die Archäologie"

=>  Bericht der Frankenpost
       von der Preisverleihung am 31. Juli 2007
       "Die rastlose Arbeit hat sich gelohnt"

=>  Wortlaut der Laudatio von Björn-Uwe Abels
       auf den Preisträger

=>  Kurze Würdigung auf der Homepage
      des Marktes Kasendorf: Kasendorf:  =>  Aktuelles     

=>  Bericht der Bayerischen Rundschau
       von dem Festvortrag von PD Dr. Hans Losert:
       "Wissenswertes von den Slawen"
      

 



Dieter Schmudlach
beim 70. Geburtstag am 22. Juni 2007

 

Alladorf 1984: Landrat Herbert Hofmann,
D. Schmudlach, Bürgermeister Hans-F. Hacker +

 

 

Kümmersreuth, Lkr. Lichtenfels 1971
Skelett einer etwa 30-jährigen Frau mit Funden:
Silexklinge (links im Bild) und Bruchstück einer 
gebrochenen und wieder durchbohrten (Boots-) Axt.
Absolute Datierung nach T. Seregély
2700 - 2570 cal BC. 

 

 

Berndorf Hügel 2: Rest des Steinkreises (vorne) 
und Kammer (helle Steine in der Mitte): 1972

 

 

 

Steinkreise als Einfassungen 
der ehemaligen Hügel bei Tannfeld: 1978
 

 

 

Notgrabung  im Industriegebiet von Kasendorf 1982
Verflachte Hügelgräber der Urnenfelderzeit:
etwa 1200 bis 750 v. Chr.

 

 



Dieter Schmudlach
beim 70. Geburtstag am 22. Juni 2007

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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