Die Schätze des Mittelalters
einmalig zur Schau gestellt
Die Schausammlung „Mittelalter", Herzstück des Germanischen
Nationalmuseums Nürnberg, präsentiert sich nach jahrelanger
Umbauzeit in neuen Räumen und in neuem Arrangement - Mit Höhepunkten
fränkischer Kunst.
Mit der Neueröffnung
der Schausammlung „Mittelalter", dem Herzstück des
Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, läutet das „größte Museum
deutscher Kunst und Kultur" eine Reihe von Um- und Neugestaltungen
seiner Bestände ein, die das Museum in den nächsten Jahren in einem
neuen Licht erscheinen - und in neuem Glanz erstrahlen lassen. Die
völlig neue Konzeption, die Exponate in einen kulturgeschichtlichen
Zusammenhang zu stellen und nicht - wie in vielen kulturhistorischen
Museen üblich - nach Gattungen
aneinanderzureihen, rückt damit das Nationalmuseum auch
international - an die erste Stelle seiner Art in aller Welt.
Auf fast 1000
Quadratmetern und in lichtvollen, neu gestalteten Räumen breitet
jetzt das Nationalmuseum seine Schätze und Kostbarkeiten des
Mittelalters aus, die es nicht nur in Europa einmalig machen.
500 Ausstellungsobjekte der Malerei, der Bildhauerei, der
Glasmalerei, der Architektur, der Teppichwirkerei, der Gold- und
Silberarbeiten, des Kunsthandwerks und der Buchkunst - und
zugleich eine Schatzkammer fränkischer Kunst des Mittelalters,
als die freie Reichsstadt Nürnberg, aber auch die fränkischen
Erzbistümer und Bistümer, die Klöster und Residenzen mit ihren
Kunstwerkstätten zu den führenden in Europa gehörten.
Im großen Saal, der
sich lichtvoll zu einem Atriumhof öffnet, ist versammelt,
was künstlerisch und kunsthandwerklich das frühe
Mittelalter, die Zeit von etwa 850 bis ins 15. Jahrhundert
ausmacht. Im gedämpften Licht die lichtempfindlichen,
edlen golddurchwirkten Bildteppiche und wandfüllenden
Tapisserien mit religiösen und profanen Motiven für Kirchen
und Schlösser; davor die Tafelbilder mit ihren wunderbar
farbig leuchtenden Darstellungen der Heilsgeschichte, aber
auch die Flügelaltäre und Reliquienschreine, die
holzgeschnitzten Madonnen und Heiligen; und an der Front zum
Innenhof, gegen das Licht gesetzt, die überirdisch
leuchtenden Glasmalereien der Kirchenfenster. Dass man in
den Vitrinen vor allem die Vorder- und Rückseiten der
Altarbilder sieht, die oft krude Machart, das Handwerkliche
erkennt, also gleichsam die „Archäologie der Kunstwerke"
nachvollziehen kann, mutet als Neukonzeption fast
sensationell an.
Im Raum davor die
Architektur, vor allem die steinernen Relikte der
Kirchenbauten, die Kapitelle und Stelen, Karyatiden und
Stelen, Säulenstümpfe und Pilaster. Die wiederum den
Übergang schaffen zum zentralen Motiv des Mittelalters, dem
gekreuzigten Christus, dem Schmerzensmann, gipfelnd in dem
romanischen Großkreuz aus der Köhler Kirche St. Maria im
Kapitol. Daneben in den neuen, indirekt beleuchteten
Vitrinen die Textilien und Gerätschaften der Liturgie,
Priestergewänder und Hostienkelche, Reliquare und
Tabernakel, Bischofsstäbe und Weihrauchkessel.
Eine überzeugende
Zusammenschau ist diese neue Schausammlung „Mittelalter",
die nicht langweilig die mittelalterlichen Kunstwerke nach
Gattungen aneinanderreiht, sondern miteinander
korrespondieren lässt. Und damit ein Kapitel der
Kulturgeschichte aufschlägt, Bildprogramme und religiöse
Vorstellungswelten vor Augen führt, wie man sie bisher so
nicht wahrgenommen hat.
[Verfasser: F. J. Bröder in Fränkischer Sonntag, Samstag,
29. April 2006/A Seite 7]
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Reliquienaltärchen, Nürnberger Arbeit von 1340.
Eine der Kostbarkeiten des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg
und ein Höhepunkt der völlig neu gestalteten Schausammlung
"Mittelalter"
Öffnungszeiten
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg,
Kartäusergasse 1 - "Schausammlung Mittelalter"
Di. - So. 10 - 18 Uhr, Mi. bis 21 Uhr.
Ein Katalog zur Sammlung erscheint im Juli.
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